Die Honigbiene – Ein faszinierendes Insekt mit komplexer Sozialstruktur
Die Honigbiene (Apis mellifera) gehört zu den staatenbildenden Fluginsekten und spielt eine essenzielle Rolle in der Bestäubung zahlreicher Pflanzenarten. Besonders für Pflanzen, die auf Tierbestäubung angewiesen sind, ist die Biene eine unverzichtbare Hilfe bei der Befruchtung. Während sie sich und ihre Brut rein vegetarisch ernährt, stellt sie selbst eine begehrte Nahrungsquelle für verschiedene Tiere dar.
Der Aufbau eines Bienenvolks
Ein Bienenvolk erreicht im Frühsommer seine größte Population und besteht aus einer fruchtbaren Königin, mehr als 30.000 unfruchtbaren Arbeitsbienen (weiblich) und mehreren Tausend männlichen Drohnen. Die Königin, deren Lebensdauer unter optimalen Bedingungen bis zu fünf Jahre beträgt, kann täglich bis zu 2.000 Eier legen. Die Lebensdauer der Arbeitsbienen variiert: Im Sommer leben sie etwa sechs Wochen, während Winterbienen bis zu sechs Monate überleben. Die Drohnen hingegen haben eine Lebensspanne von bis zu zwei Monaten.
Am Ende des Sommers werden die Drohnen aus dem Stock vertrieben, da sie nicht eigenständig Nahrung sammeln können und für das Überleben des Volkes in der kalten Jahreszeit keine Funktion mehr erfüllen.
Fortpflanzung und Rolle der Königin
Die Begattung der Königin erfolgt während ihres Hochzeitsflugs, bei dem sie hoch in der Luft von mehreren Drohnen begattet wird. Die Drohnen verlieren dabei ihre Fortpflanzungsorgane und sterben unmittelbar nach der Paarung. Die Königin speichert die Spermien in ihrer Samenblase und hat dadurch bis zu ihrem Lebensende ausreichend Vorrat für die kontinuierliche Eiablage. Zurück im Bienenstock wird sie von einem Hofstaat aus Arbeitsbienen umsorgt, gepflegt und mit dem nährstoffreichen Futtersaft Gelée Royale versorgt. Die Königin gibt Pheromone ab, die über Körperkontakt und sozialen Futteraustausch im gesamten Bienenvolk verbreitet werden und das Zusammenleben sowie die Aufgabenverteilung der Bienen regulieren.
Aufgabenverteilung im Bienenstock
Nach dem Schlüpfen verbleibt die Arbeitsbiene zunächst im Inneren des Bienenstocks und durchläuft verschiedene Tätigkeiten, bevor sie als Sammlerin ausfliegt:
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Putzbiene: Reinigung der Zellen für neue Brut
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Ammenbiene: Fütterung der Brut und der Königin
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Baubiene: Produktion und Verarbeitung von Wachs für den Wabenbau
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Lagerbiene: Speicherung von Nektar und Pollen
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Wächterbiene: Kontrolle der Stockeingänge und Abwehr fremder Insekten
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Flugbiene: Sammeln von Nektar, Pollen, Wasser und Baumharz
Zur Verteidigung verfügt die Arbeitsbiene über einen Giftstachel, den sie jedoch nur im äußersten Notfall einsetzt, da sie nach einem Stich stirbt.
Die Drohnen haben innerhalb des Volkes ausschließlich die Aufgabe der Fortpflanzung. Da sie keine Nahrung eigenständig aufnehmen können, sind sie auf die Fütterung durch Arbeitsbienen angewiesen. Sie besitzen weder einen Stachel noch tragen sie zur Nahrungssuche oder -verarbeitung bei. Am Ende der Brutzeit verweigern die Arbeiterinnen den Drohnen die Fütterung und den Zugang zum Bienenstock – oft auch mit dem Einsatz ihres Stachels.
Kommunikation und Nahrungsbeschaffung
Die Nahrungssuche erfolgt durch sogenannte Spurbienen, die gezielt nach ergiebigen Blütenansammlungen suchen. Nach der Entdeckung einer vielversprechenden Nahrungsquelle kehren sie mit Nektar-, Pollen- und Duftproben in den Stock zurück und teilen ihre Entdeckung durch einen speziellen Tanz mit. Dieser sogenannte Schwänzeltanz gibt Informationen über Richtung, Entfernung und Qualität der Quelle weiter. Arbeitsbienen, die momentan keine andere Aufgabe haben, nehmen daraufhin ausreichend Nahrung auf und begeben sich zur Sammelstelle.
Schwerbeladen mit Pollen und Nektar kehren die Flugbienen zum Bienenstock zurück, wo andere Bienen ihnen die gesammelte Last abnehmen und in Vorratszellen einlagern. Ist eine Nahrungsquelle erschöpft, kommunizieren die Bienen dies durch ein spezifisches Vibrationssignal oder einen Zittertanz.
Die hochspezialisierte Arbeitsteilung innerhalb des Bienenvolkes und ihre komplexen Kommunikationsmechanismen machen die Honigbiene zu einem faszinierenden Organismus, der eine entscheidende Rolle im Ökosystem spielt.